Archiv der Kategorie: Neuseelandreise 2013/2014

On the Road Again

Am Freitag Morgen verließ ich Kaitaia mit dem InterCity, in NZ ist das ein Busunternehmen, nach Paihia, um den Tirolern gemächlich nach Auckland hinterherzufahren. In Paihia habe ich mich im BBH Pickled Parrot eingemietet, was ich nur weiterempfehlen kann. Alles ist in einem ordentlichen Zustand, die Duschen sind angenehm, Fahrräder und Internet gibt es kostenfrei, und man trifft nette Menschen, mit denen ich zwei schöne Abende verbracht habe. Lediglich meinen iPod hätte ich an die Wand klatschen können, der hat sich mal wieder in den totalen Reset verabschiedet – inklusive dem totalen Verlust sämtlicher aufgespielter Musikstücke. An dieser Stelle darf ich einen herzlichen Gruß an Laura aus Bonn senden, die zum Glück ihr MacBook dabei hatte und so freundlich war, das iPod neu zu initialiseren und mich mit ihrer iTunes-Bibliothek zu versorgen.

PaihiaMarienkaefer_ BayOfIslandsPaihia_

Da ich am ersten Tag wetterbedingt nichts in der Umgebung unternehmen konnte entschied ich mich, noch eine Nacht dranzuhängen, um mir am nächsten Tag die Treaty Grounds ansehen zu können. Auf dem Hin- und Rückweg konnte ich schön am Meer entlang spazieren, an dem viele Einheimische den Sonnentag für ein Picknick nutzten. Die Treaty Grounds selber haben eigentlich nur drei Dinge zu bieten: Ein langes Boot, das Treaty House und das Meeting House. Aber da hier eines der wichtigsten Stücke neuseeländischer Geschichte geschrieben wurde, muss man da ja wohl mal gewesen sein.

VogelInAuckland_Den Sonntag habe ich dann genutzt, um den InterCity nach Auckland zu nehmen, mich für die Nacht einzuquartieren und den Autokauftag zu planen. Rose vom Pickled Parrot hatte mir empfohlen, unbedingt bei Verandahs abzusteigen, und weil ich kein Handy hatte, bin ich mit Sack und Pack auf gut Glück dahin gewandert. Hab ich schon erwähnt, dass es in Neuseeland ständig und überall bergauf und bergab geht?! Leider war kein Platz mehr frei, also hab ich kurz Luft geholt und bin dann im Silver Fern untergekommen, in einem 10-Mann-Schlafraum. Internet gibt es da, Auckland-typisch, nur für eine halbe Stunde pro Übernachtung, dafür aber ausrechend schnell.

Auckland_Während ich auf einem längeren Spaziergang alle wichtigen Stellen für den nächsten Tag aufsuchte, erreichte mich die nicht so schöne Nachricht, dass ich Konkurrenten beim Autokauf bekommen hatte – konnt man ja mit rechnen. Wie auch immer, jetzt kostet mich das Auto halt ein wenig mehr, soll mir aber auch egal sein, denn wenn das Auto die drei Monate durchhält, dann bekomme ich das Geld am Ende sicherlich wieder rein. Dafür habe ich mir aber ein Bier gegönnt.

KingFisher_In der Nacht hab ich meine Füße wohl zum Verzehr freigegeben, jedenfalls habe da ich jetzt mehr Mückenstiche als am Rest des Körpers. Ui, das juckt… aber wahrscheinlich immer noch besser, als wenn das Fenster geschlossen gewesen wäre 😮

Auckland4_Am Montag durfte ich lernen, dass Traveller Cheques nicht mehr unbedingt zeitgemäß sind. Von allen Banken, die ich abgeklappert habe, nimmt nur noch die bnz (Bank of New Zealand) welche an, und das pro Tag auch nur begrenzt, außerdem (Glück im Unglück) ausschließlich von American Express. Selbst Wechselstuben wollen lieber auf ein Geschäft verzichten, als Traveller Cheques anzunehmen.

Auckland2_Die für ADAC-Mitglieder kostenfreie halbjährige AA-Mitgliedschaft beinhaltet nur ein Abschleppen zum nächsten sicheren Platz – also nur runter vom Highway. Für 49$ Aufpreis wird man ein Jahr lang AA Plus-Mitglied, damit wird man dann im Zweifel auch einmal über die halbe Insel geschleppt.

Auckland3_

Telefonisch bin ich jetzt auch erreichbar, nämlich mobil unter +64 21 1599965. Ich habe mich für Vodafone entschieden, weil die die beste Netzabdeckung in Neuseeland haben. Für 19$ pro Monat gibt es 500MB, 100 Minuten in NZ und beliebig viele TXTs (=SMS), die Karte kostet leider nochmal 11$, aber insgesamt für Neuseeland günstiger, als ich anfangs befürchtete.

McD-MintPie_ Autokauf_

Bei McDoof habe ich noch schnell ein Mint Pie gegessen, was es nicht alles gibt, einen freundlichen Franzosen getroffen, und dann war es auch schon soweit: Auto kaufen. Also mit dem bisherigen Eigentümer ab zum Postamt, Formular ausfüllen, 9,30$ Gebühr abtreten, und… das war’s. So geht Autokaufen in Neuseeland. Dann noch schnell online eine BBH Third Party Insurance abgeschlossen, und schon konnte es losgehen. Linke Spur. Schaltknüppel links. Niemand weiß, dass du abbiegen willst, wenn du den Wischer betätigst. Wischer links, Blinker rechts. Merken.

ZeltMitHahn_Und weil Auckland nicht ganz das ist, wofür ich nach Neuseeland kam, bin ich auch direkt los. Auf dem Weg noch das Notwendigste eingekauft bin ich am Abend im Omana Regional Park angekommen. Dort traf ich vor dem Zeltplatz auf ein Tor mit Zahlenschloss, aber kein Ranger weit und breit. Dafür gab es ein Telefon mit Direktverbindung beim Abheben, irgendwann hatte ich dann eine Rangerin dran, die hat mir die Kombination gegeben. Da ich die 13$ nicht passend hatte, sollte ich dann am Morgen bezahlen statt die vorhandenen Umschläge zu nutzen. Es war eine tolle Nacht, Schafe rund um den Zeltplatz blökten eine Gutenachtgeschichte, der Strand im Hintergrund, ein leicht schwüles Wetter, das sich im Laufe der Nacht abkühlte – einfach wunderbar. Am nächsten Morgen hab ich die Einrichtungen des Platzes genutzt: Plumpsklo, kalte Außerndusche (verzichtet), Miniwaschbecken (immerhin mit Trinkwasser). Das werde ich noch häufiger so antreffen, das war von vornherein schon klar – die wirklich schönen Stellen gibt es nicht anders. Da die Rangerin  kein Wechselgeld dabei hatte, hat sie mir nur 10$ abgeknöpft 😀

Omana-Thames_Strand_ Omana-Thames_Anlegestelle_ Omana-Thames_Strand2_

Dienstag bin ich nach Thames weitergefahren und im BBH Sunkist untergekommen. Ein weicher, 17-jähriger Kater hat sich gerne und ausgiebig streicheln lassen. Die Matratzen sind da allerdings so dünn, dass ich keine zweite Nacht dort einlegen wollte. Immerhin gab es freien Kaffee, und einen McDoof und eine Bücherei im Ort, also auch freies Internet 😉 Da man in den BBHs häufig für ein Handtuch eine Waschgebühr von zwei oder drei Dollar abdrücken muss, hab ich ein großes für 8$ im Warehouse gekauft. Das Mikrofaserhandtuch, was ich mitgenommen habe, ist zum Campen und Wandern echt super, aber irgendwie vermisst man doch ein richtiges Handtuch von Zeit zu Zeit.

Sunkist Katze_Lions Den Katze_

Heute morgen bin ich mal in Richtung Norden aufgebrochen, an der Nordspitze der Halbinsel sollen einige schöne Zeltplätze sein, und habe mich auf dem Weg im BBH Lions Den in Coromandel Town eingemietet. Im Moment sitze ich im Uma Cafe, erhole meine Haut ein wenig von der ziemlich heftigen UV-Strahlung (die im Frühling laut meiner Herbergsmutter sogar übler sein soll als im Sommer), und genieße ein Speight’s 5 Malt Old Dark, zu dem ich eine 80MB-Internetnutzung gratis dazu bekommen habe.

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Die Umgebung ist einfach faszinierend, man möchte alle fünfhundert Meter anhalten und einen Blick wagen – und man erwischt sich dabei, dass man das auch tatsächlich tut.

So, das waren die letzten Tage, jetzt geh ich Wandern – na gut, noch ein kleines Mac’s Black Mac Dark Beer, aber dann geht’s los 🙂

Have a Break…

Irgendwie muss man sich wohl an Tau im Inneren des Außenzeltes gewöhnen, und an all die Stechviecher, die darunter nur auf den morgentlich zeltöffnenden Arm warten, sich darauf stürzen wie ausgehungerte Löwen. Dafür konnte ich bei gemütlichen 16,2°C aufstehen, ist ja auch schon was.

Wir haben uns entschieden, den Tag in der Umgebung zu verbringen, mit einer kleinen knapp 10km dauernden Wanderung, was in Neuseeland wohl fast grundsätzlich mit einigen Höhenmetern verbunden ist und dann auch bei kurzen Strecken recht anstrengend sein kann. Wieder zurück im Dorf haben wir mal ein Nationalgericht probiert, das Pie. Meins war mit Speck und Pilzen, ich würde das als Masala im Teigmantel beschreiben. Schmeckt gut, aber für den Nationalstolz, das Mint Pie, konnte ich mich diesmal noch nicht entschließen.

Für die Nacht wurde ein heftiger Sturm mit bis zu 100km/h angekündigt, entsprechenden Regen mitbringend, aber der Hostelvater beruhigte uns und meinte, der Sturm käme durch die recht geschützte Lage nicht durch. Stimmt. Der Regen kam jedoch ohrenbetäubend und mit aller Macht und weichte die Wiese unheimlich auf, die Nacht wurde dadurch auch wieder etwas kühler, 13,8°C beim Aufstehen.

Wir fuhren nach Kaitaia, und ich habe mich in der Main Street Lodge eingemietet. Guy fährt weiter nach Norden. Ich wollte eigentlich am nächsten Tag wieder nach Auckland, um mir ein Auto zu besorgen (ist ja doch praktisch), habe aber noch ein paar nette Tiroler getroffen, die ihr Auto gerne für 950NZ$ loswerden würden. Das Auto soll in Ordnung sein, lediglich wollten sie den Rückkaufpreis, den ihnen ihr Händler garantiert hatte, lieber an andere Backpacker weitergeben. Wir haben verabredet, dass wir uns Montag oder Dienstag in Auckland treffen, um den Kauf abzuschließen, bis dahin benötigen sie das Auto noch. Das lässt mir Zeit, etwas gemütlicher in Richtung Auckland aufzubrechen, und ich kann hier noch einen Tag dran hängen, um die nächste Woche zu planen, meine Knie und den (noch) leichten Sonnenbrand zu schonen und die Mückenstiche aufzukratzen. Drückt mir die Daumen, dass das mit dem Auto klappt, das wär schon günstig.

Mit meinen Zimmergenossen Alex, Alex und Einechtkomplizierteruralterfranzösischername habe ich gestern einen netten Abend verbracht. Erst haben wir bai Pak’nSave was Essbares besorgt, im Lodge verbraucht und anschließend einige Runden Billard gespielt. Einer der Alexe begann vor drei Tagen eine Komplettdurchwanderung Neuseelands von Nord nach Süd, wird jeden Tag etwa 10h wandern. Auch nicht schlecht, mach ich vielleicht das nächste Mal 😉

Heute morgen in einem Zimmer bei 17,1°C aufzuwachen, und den Regen nur gedämpft zu hören war auch mal nett nach ein paar Tagen Feuchtzelten. Außerdem kann ich meine Klamotten waschen und mein Zelt trocknen, ist alle paar Tage ja auch mal dran.

Nordländer

In Auckland habe ich Guy aus Israel kennengelernt, der noch am Samstag auf einen bestimmten Automarkt irgenwo hinterm Victoria Park ging, um sich ein Auto zu besorgen. Da ich mich noch nicht entschlossen hatte, selber eines zu kaufen, eines zu mieten oder auch gänzlich darauf zu verzichten, bin ich mal rein interessehalber mitgegangen. Das ganze ging dann so aus, dass ich nun mit ihm unterwegs bin.

Der erste Tag außerhalb Aucklands bestand zu einem wesentlichen Teil daraus, das Auto kennenzulernen (ja, es hat Macken), uns mit dem Nötigsten einzudecken, die Gegend zu bestaunen und einen Platz für die Übernachtung  zu finden. Wir haben den größeren DOC-Zeltplatz an den Kai Iwi Lakes gewählt und nach dem Aufbau am Abend noch einen kleinen Spaziergang gemacht. Es sind übrigens erstaunlich viele Deutsche hier unterwegs, sogar mit zwei Mädels aus Köln haben wir auf einem Parkplatz Kaffee getrunken – wie klein die Welt doch ist. Noch kleiner als man manchmal vermuten würde, denn wer hätte gedacht, dass wir auf dem Zeltplatz jemanden treffen würden, der quasi im selben Dorf wie Guy wohnt.

Heute morgen um sieben war mein Zelt außen und innen voll Tau und unter 14,6 Grad warm. Geschlafen habe ich erstaunlich gut, obwohl die ganze Nacht irgendwelche Mücken ins Zelt wollten – aber ich hab einfach nicht aufgemacht. Am Morgen haben dann wohl die Tonnen von Spatzen (oder ähnlichen Vögeln) und ein Amselmännchen die Mücken aufgefressen. Jedenfalls waren die dann alle weg. Was aber beruhigend wirkte war die Brandung vom nicht weit entfernten Meer, die man in der Nacht, wenn die Schreihälse von Vögeln schlafen, gut hören kann. Das Geräusch der Brandung finde ich erstaunlich, weil es nicht auf- und abschwillt, sondern einfach nur gleichmäßig ist – es klingt, als würde es nebenan regnen.

Nachdem der Aufpasser gemerkt hat, dass wir wach sind und abkassiert hat, sind wir dann zum Trounson Kauri Park aufgebrochen und haben uns den Regenwald angeschaut, anschließend im Waipoua Forest auf ein paar kurze Wanderungen unternommen und unter anderem The Four Sisters und Te Matua Ngahere angesehen, außerdem noch den Waiotemarama Loop Track, der mich dann doch ziemlich fertig gemacht hat. Der ging auf Matsch und Wurzeln nur recht steil bergauf und bergab, für den Einstieg etwas heftig, aber: Ich lebe noch 🙂

Danach haben wir uns entschlossen, mit der Fähre von Rawene nach Kohukohu überzusetzen und sind dann schließlich im wunderschönen Tree House Backpackers
Lodge gelandet, inmitten in einem in dreißig Jahren selbst aufgeforsteten Regenwald. Mal sehen, wie feucht mein Zelt morgen früh sein wird, und ob ich den Abend ohne zu Tode gestochen zu werden überlebe – ích muss für jeden Satz eine Mücke erschlagen…